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Entwicklung (development)

Es gibt keinen Zufall – nur GEIST

»Wenn man die Natur wahrhaft liebt, so findet man es überall schön.«

– Vincent van Gogh

Das Spiel des Lebens

Wachstum und Entwicklung sind wesentliche Merkmale allen Lebendigen.

Wir Menschen sind mit 20 Jahren in aller Regel körperlich ausgewachsen. Doch sind wir damit noch nicht am Ende unserer Entwicklung angelangt.

Wir passen uns ständig an Veränderungen in unserer sozialen und physischen Umwelt sowie auch an neue Anforderungen an, die sich aus der körperlichen und psychischen Dynamik unserer individuellen Entwicklung ergeben.

Entwicklung passiert und geht immer weiter – umso wichtiger finden wir, diese nicht dem Zufall zu überlassen.

Wir alle stehen großen gesellschaftlichen Herausforderungen gegenüber. Gleichzeitig bindet ein schier endloses Angebot an Zerstreuungen und Ablenkungen unsere Aufmerksamkeit. Daher empfehlen wir dir, deine eigene Entwicklung bewusst und selbst in die Hand zu nehmen. Der integrale Ansatz liefert dir hierzu eine geeignete Landkarte.

Denn: Jeder Mensch hat ein Recht auf eine gesunde körperliche, geistige und soziale Entwicklung.

Was verstehen wir unter Entwicklung

Die Begriffe „Entwicklung“ und „Evolution“ werden im integralen Ansatz oft synonym verwendet. Sie beschreiben eine nicht vorherbestimmte Veränderung, die in Richtung einer höheren Komplexität und Ordnung, höherer Differenzierung, einer höheren Strukturierung und einem höheren Bewusstsein führt.

Der integralen Ansatz bezieht sich meist auf die individuelle Entwicklung von Menschen, also das persönliches Wachstum – den Prozess unseres Erwachsen-werdens. Dabei kommt der Entwicklung des Bewusstseins eine besondere Bedeutung zu.

Aus integraler Sicht folgt jedwede Entwicklung universellen Prinzipien. Daher wenden wir diesen Begriff neben der Individualentwicklung auch auf evolutionäre Prozesse von Arten, Kulturen und sozialen Systemen sowie auch in Bezug auf die Entstehung des Universums insgesamt an.

Neue Strukturen entstehen

Entwicklung geht stets mit dem Entstehen neuer Strukturen einher. Diese neu entstandenen Strukturen weisen neue, emergente Qualitäten auf, die zuvor nicht vorhanden waren und sich auch nicht auf die Qualitäten der zugrunde liegenden Strukturen zurückführen lassen.

Auf diese Weise entstehen z.B. aus einzelnen Atomen Moleküle mit neuen Eigenschaften, die sich nicht aus den Eigenschaften der beteiligten Atome herleiten lassen.

Strukturen bauen aufeinander auf

Entwicklung bewahrt das Bestehende und transzendiert es zugleich in eine neue Qualität. Die so entstehenden Strukturen bauen aufeinander auf und bilden so genannte Strukturstufen, die eine stabile Basis für weitere Entwicklung bilden.

Jede neue Strukturstufe integriert die vorhergehende und besitzt darüber hinaus neue Eigenschaften, die sich nicht aus der bereits vorhandenen Qualitäten ableiten lassen.

Auf diese Weise wird jede neue Strukturstufe inklusiver, umfassender und integraler – und somit zugleich weniger marginalisierend, weniger ausgrenzend und weniger unterdrückend – als ihre zugrundeliegenden Strukturstufen.

Entwicklung folgt stets einer bestimmten Reihenfolge

Es entstehen ineinander geschachtelte Wachstumshierarchien aus Ganzheiten die wiederum Teil größerer/höherer Ganzheiten sind. So ist ein ganzes Atom Teil eines ganzen Moleküls, welches wiederum Teil einer ganzen Zelle ist, die wiederum Teil eines ganzen Organismus ist.

Wir bezeichnen solche natürlichen Wachstumshierarchien als Holarchien und ihre Elemente als Ganzes/Teile bzw. Holons.

Solche Holarchien bzw. natürlichen Wachstumshierarchien unterscheiden sich fundamental von sozialen Hierarchien – so genannten Herrschaftshierarchien (dominator hierarchies) – deren Zweck in einer Beherrschung und Unterwerfung gesellschaftlicher Gruppen besteht.

Es gibt keine Abkürzungen

Das sequenzielle, emergente Entstehen neuer Strukturen bedeutet zugleich, dass keine Strukturstufe übersprungen werden kann. Ohne Zellen und/oder Moleküle können Organismen nicht jene emergenten Eigenschaften hervorbringen, welche diese als Organismus auszeichnen.

Entwicklung ist irreversibel

Umgekehrt sind einmal entstandene Strukturstufen irreversibel. Sind z.B. Zellen erst einmal entstanden, so werden diese bestehen bleiben und nicht ohne Weiteres wieder verschwinden.

Dies gilt auch für die Entstehung individueller Fähigkeiten: Wenn ich z.B. erst einmal die Fähigkeit zu Stehen/Gehen/Sprechen/Klavierspielen erlangt habe, kann ich stehen, gehen, sprechen bzw. Klavierspielen ohne jedes Mal neu zu lernen oder zu überlegen, was ich für die betreffende Fähigkeit genau tun muss.

Eine Rückkehr zu früheren Strukturstufen ist nicht ohne erhebliche Schädigungen der bereits existierenden Strukturen des betreffenden Systems (bis bis hin zu dessen Selbstauflösung) möglich.

Evolutionäre Muster

Die Entwicklung von einer Strukturstufe zur nächsten geschieht unter dem Einfluss von drei wesentlichen Evolutionsprozessen:

  • Differenzieren – In einem reifen Stadium der bestehenden Strukturstufe beginnt das betreffende System den bestehenden Zustand zu kontrastieren. Unterschiede zwischen Bestehendem und Unbekanntem werden bewusst, neue Qualitäten werden wahrgenommen und etwas Neues als alternative Möglichkeit erkannt. Das Neue wird – im technischen Sinne – zunehmend attraktiv.
  • Transzendieren – Sobald ausreichend Attraktivität für die neue Strukturstufe entstanden ist überschreitet das betreffende System die bestehende Strukturstufe, geht über das Bisherige hinaus und strebt auf die neue Strukturstufe zu (Agenz).
  • Integrieren – Auf der neuen Strukturstufe angekommen findet zunächst eine Konsolidierung des betreffenden Systems statt, die oft mit einer Ablehnung oder Kontrastierung gegenüber der vorherigen Strukturstufe einhergeht. Anschließend kann das Bewährte der vorherigen Ebene in die neue Strukturstufe integriert werden, das gute Alte wird mit dem Neuen vereint (Kommunion).

Entwicklung kann gelingen oder fehlschlagen

Im besten Fall gelingt die Entstehung von einer bestehenden Strukturstufe zur nächsten, indem die zugrunde liegende Stufe vollständig transzendiert und in die neu entstehende Stufe integriert wird.

Diese Übergänge gehen normalerweise mit mehr oder weniger bewusst spürbaren Schmerzen einher. Du entwickelst dich weiter und so kann es passieren, dass dein bisheriges Umfeld nicht mehr zu dir passt.

Vielleicht fühlst du dich zunehmend unwohl in deinem bisherigen Job, vielleicht verändert sich dein Freundeskreis, du beendest alte Beziehungen, nimmst eine längere Auszeit oder ziehst an einen anderen Ort um. Solche mit deiner Weiterentwicklung einhergehenden Umbrüche und Veränderungen sind normal und gehören dazu – sie stellen lösbare Entwicklungsaufgaben auf dem Weg zu einem gelingenden persönlichen Wachstum dar.

Der Übergang von einer zur nachfolgenden Strukturstufe kann jedoch auch strukturell fehlschlagen:

  • Entwicklungsstillstand (arrested development) – Erfolgt keine ausreichende Differenzierung oder Kontrastierung zwischen Bestehendem und Unbekanntem, bleibt alles wie es ist. Eine weitere Entwicklung wird damit sehr unwahrscheinlich oder gar blockiert. Wir stecken in unserer so genannten Komfortzone die oftmals gar nicht so „komfortabel“ ist wie ihr Name suggeriert.
  • Sucht (addiction) – Erfolgt das Transzendieren nicht vollständig, geht also die nachfolgende Stufe nicht klar und vollständig über die zugrunde liegende Stufe hinaus, werden Teile der neuen Strukturstufe auf die vorhergehende Stufe „fixiert“ bleiben. Auf diese Weise entsteht ein Suchtpotenzial, eine Anhaftung an bestimmte Anteile der vorhergehenden Strukturstufe.
  • Allergie (allergy) – Auch die Integration der vorhergehenden Stufe in die neue Stufe kann fehlschlagen. In solchen Fällen wird die zugrunde liegende Stufe nicht wirklich in die neue Stufe aufgenommen und integriert, sondern stattdessen dissoziiert. Die neue Stufe verneint, verleugnet oder spaltet die zurückgewiesenen Anteile der vorherigen Stufe dann ab. Auf diese Weise entsteht eine Allergie, Aversion oder Abneigung gegen bestimmte Anteile der vorherigen Stufe.

Entwicklung passiert stets in allen vier Quadranten

Auch wenn wir uns eine bestimmte Entwicklung bewusst machen oder uns bewusst in einer bestimmten Disziplin weiter entwickeln – z.B. eine neue Sprache lernen – geschieht Entwicklung aus integraler Sicht immer in allen vier Quadranten zugleich. Wir sprechen in diesem Zusammenhang von Tetra-Evolution.

Entwickeln wir unsere innere Einstellung weiter, so verändern wir damit auch unser individuelles Verhalten. Und dies wirkt sich auf unsere sozialen Bezüge und Beziehungen aus sowie auf die kulturellen Kontexte in die wir eingebettet sind.

Individuelle Entwicklung

Was du tun kannst

Was bedeutet Entwicklung für dich?

Entwicklung geschieht in jedem Fall – auch du wirst dich weiterentwickeln ob du willst oder nicht. Die entscheidende Frage ist:

Willst du deine eigene Entwicklung selbst bewusst angehen und selbst gestalten oder willst du deine Entwicklung dem Zufall bzw. den Umständen überlassen?
Du hast es selbst in der Hand.

Aus Erfahrung wissen wir: Du wirst reich beschenkt, wenn du deine persönliche Reise selbst aktiv und bewusst gestaltest. Du stärkst damit deine Selbst-Verantwortung. Zudem gewinnst du mehr Selbst-Bewusstheit und Selbst-Vertrauen und steigerst nicht zuletzt deine Selbst-Überwindung.

Es gibt zahlreiche Disziplinen des Lebens, in denen du dich entwickeln kannst. Diese multiplen Intelligenzen bezeichnen wir auch als Entwicklungslinien. Sie machen in ihrer spezifischen Ausprägungen die Facetten deiner Persönlichkeit aus.

Du kannst dir ein eigenes Entwicklungsprogramm zusammenstellen, indem du dir z.B. eine Linie/Disziplin aussuchst, die du bewusst verbessern möchtest. Wähle dir zur ausgewählten Disziplin passende Übungen und praktiziere diese bewusst und regelmäßig. Schon nach kurzer Zeit wirst du merken, wie sich deine Fähigkeiten in dieser Disziplin schrittweise verbessern. Wie ein Muskel, den du durch regelmäßiges Krafttraining stärkst. Bleibe dran und lass in deiner Praxis nicht nach, um diese Fähigkeit auf einem hohen Niveau zu erhalten.

Du kannst dir auch den Einfluss deines Umfeldes zunutze machen und bewusst Kontexte aufsuchen, die deine persönliche Entwicklung fördern. Dies können anspruchsvolle Projekte sein, herausragende Vorbilder, fremde Kulturen oder die Wahl eines neuen Lebensmittelpunktes. Deine persönliche Entwicklung wird dadurch angeregt und du wirst in relativ kurzer Zeit spürbare persönliche Fortschritte machen.

Als weitere Booster für deine persönliche Entwicklung empfehlen wir dir Schattenarbeit und eine regelmäßige Meditationspraxis.

Es gibt aus unserer Sicht keine Maßnahme, die wirksamer und effizienter ist als regelmäßiges Meditieren. Regelmäßige Meditationen verbessern deine Stimmung, deinen Umgang mit Emotionen, erhöhen deine Konzentrationsfähigkeit und machen dein Denken klarer. Darüber hinaus wirkt sich Meditation positiv auf deine Neurophysiologie aus und reduziert ingesamt deinen Stress.

Schattenarbeit ist ebenfalls wichtig und ähnlich wirksam wie Meditation. Hier geht darum, verdrängte Persönlichkeitsanteile (u.a. Süchte und Allergien) bewusst zu machen, diese anzunehmen und wieder in das eigene Selbst zu integrieren. Nach unserer Erfahrung ist Aufstellungsarbeit besonders gut geeignet, dich von diesen unliebsamen Seiten deiner Wurzeln zu emanzipieren – ohne diese zu leugnen.

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