was ist integral?

Wenn wir von „integral“ (AQAL) sprechen, beziehen wir uns auf eine umfassende und ganzheitliche Sichtweise auf die Welt, wie sie von Ken Wilber vertreten wird.

Mit Hilfe des Integralen Ansatzes erhalten wir ein elegantes und fundiertes Modell der Welt, dass uns ein besseres Verständnis und somit eine grundlegende Orientierung in unserer Welt gibt.

»Probleme kann man niemals auf derselben Ebene lösen, auf der sie entstanden sind.«

Spirale als Bild für Integrale Landkarte (AQAL)

#entwicklung

„Evolution“ bedeutet „Entwicklung“ (aus lat. „das Entfalten, Auseinanderwickeln einer Schriftrolle“). Damit bezeichnen wir eine nicht vorherbestimmbare Veränderung in Richtung auf eine höhere Komplexität und Bewusstheit.

Jede neue Entwicklungsstufe der Evolution integriert die vorhergehende und besitzt darüber hinaus neue Eigenschaften, die sich nicht aus der bereits vorhandenen Qualitäten ableiten lassen. Evolution bewahrt das Bestehende und transzendiert es zugleich in eine neue Qualität. Auf diese Weise entstehen ineinander geschachtelte Wachstumshierarchien, so genannte „Holarchien“, z.B. Atom – Molekül – Zelle – Organismus.

 

#strukturstufen

Strukturstufen – auch Ebenen, Wellen oder Levels genannt – kennzeichnen bedeutsame Meilensteine von Wachstum und Bewusstsein.

Entwicklung schafft Strukturen die bestimmen, wie du bewertest was in deinem Bewusstsein erscheint. Diese Strukturen der Entwicklung bauen aufeinander auf und umschließen ei­nander, vergleichbar einer Zwiebel.

Wurde eine bestimmte Strukturstufen erst einmal stabil erreicht so steht das volle Potenzial dieser Ebene praktisch jederzeit zur Verfügung. Lernt ein Kind beispielsweise seine ersten Worte zu artikulieren, so hat es die prinzipielle Fähigkeit des Sprechens erworben.

Die Stufen beschreiben die „Höhe“ oder „Weite“ deines Bewusstseins­feldes und setzen die ver­schiedenen Entwicklungslinien miteinander in Bezug (auch wenn diese natürlich jeweils ganz unterschiedliche Aspek­te fokussieren). Je höher die Stufe desto differenzierter siehst du die Welt.

Strukturstufen als Bild für Integrale Landkarte (AQAL)
Quadranten als Bild für Integrale Landkarte (AQAL)

#quadranten

Das Innere und Äußere des Individuums und des Kollektivs ergeben insgesamt vier grundlegende Perspektiven deines In-der-Welt-Seins:

  • Ich – dein individuelles Innen: der Ich-Raum deiner Gedanken, Ge­fühle, Ab­sich­ten und deiner psychischen Dynami­ken (Vorlie­ben, Ängste, Hoffnungen etc.).
  • Es – dein individuelles Außen: der Es-Raum deines Körpers und die damit verbun­de­nen Energien (manifest, subtil, kausal), dein Ver­hal­ten und deine Handlungen.
  • Wir – dein kollektives Innen: der Wir-Raum deiner Beziehungen, deiner Kultur und der damit einhergehenden gemeinsamen Be­deu­tungen und Ansichten.
  • Sie – dein kollektives Außen: der Sie-Raum deiner Umgebung und der sozialen Struk­turen und Systeme, die deine Welt be­stim­men.

Diese vier Dimensionen unseres In-der-Welt-Seins sind so funda­men­tal für uns, da sie vier grundlegende und voneinander verschiedene Wege aufzeigen, jede Begebenheit zu be­trach­ten. Nämlich das Innere und Äußere des Indi­vi­duums und des Kollektivs.

Nur wenn wir alle vier Perspektiven gleicher­maßen einbeziehen, be­kom­men wir ein wirklich umfassendes, wirklichkeitsgetreues und brauch­bares Bild der Wirklichkeit.

#entwicklungslinien

Entwicklungslinien berücksichtigen den Umstand, dass wir verschiedene Aspekte unserer Persönlichkeit zeigen, die jeweils unterschiedlich weit entwickelt sein können.

Unsere Entwicklung verläuft nicht homogen. In manchen Bereichen unseres Seins sind wir sehr weit entwickelt. In vielen Bereichen ist unser Potenzial vielleicht eher durchschnittlich ausgeprägt. Und in wiederum anderen Bereichen haben wir unser Potenzial bislang nicht entfaltet – oder wissen nicht einmal davon.

Dies ist nicht weiter schlimm – nicht jeder Mensch muss und wird in allen Disziplinen des Lebens als Top-Athlet:in herausragen. Und ein solcher Anspruch würde uns auch hoffnungslos überfordern.

Nach unserem Verständnis geht es in der Entwicklung von Menschen vielmehr darum, die Facetten der Persönlichkeit in ihrer gesamten Pracht zu erfassen. Und diese so zu kultivieren, dass dem Betreffenden künftig mehr Wahlmöglichkeiten im eigenen Denken, Handeln und (Mit-)Fühlen zur Verfügung stehen. Und sich der Horizont des eigenen Bewusstseins ausweitet auf Bereiche, die ihr oder ihm bislang verschlossen und daher unbekannt waren.

Entwicklungslinien als Bild für Integrale Landkarte (AQAL)
Typen als Bild für Integrale Landkarte (AQAL)

#typologien

Typologien im AQAL-Modell beschreiben bestimmte Aspekte, in denen wir uns auf jeder Entwicklungsstufe und in jedem Zustand zeigen. Jedes Individuum kann praktisch auf jeder Entwicklungs­stufe und in jedem Zustand einer dieser Typen sein, der sich von den anderen Typen der betreffenden Typologie unterscheidet.

Manche Typologien unterscheiden nur zwei Grundtypen:

  • Männlich – Weiblich (Synonyme: maskulin – feminin, Animus – Anima)
  • Yin – Yang
  • Introvertiert – Extrovertiert

Andere Typologien differenzieren eine Fülle von Typen, unter anderem:

  • Doshas, die ayurvedischen Grundtypen: Vata (unstetig), Pitta (exzessiv) und Kapha (langsam).
  • Repräsentationssysteme: visuell, auditiv, kinästhetisch, gustatorisch und olfaktorisch
  • Metaprogramme aus dem NLP, u.a. optional – prozedural, hin-zu – weg-von, internal – external, detailliert – global.
  • Die vier Temperamente des Galenos von Pergamon (200 n. Chr.): Phlegmatiker (Wasser), Sanguiniker (Luft), Choleriker (Feuer) und Melancholiker (Erde).
  • Myers-Briggs-Typen: Weiterentwicklung der Typenlehre C. G. Jungs mit insgesamt 16 Persönlichkeits-Typen.
  • Enneagramm: neun verschiedenen Typen, die in bestimmten Beziehungen zueinanderstehen.

Kennzeichnend für Typologien ist, dass diese sich unabhängig von den Entwicklungsstufen und Zuständen manifestieren. Anders gesagt bleibt ein bestimmter Typ auf jeder Stufe der Entwicklung unverändert bestehen.

#zustände

Unter einem Zustand verstehen wir im integralen Ansatz (AQAL-Modell) eine vorübergehende Phase der Stabilität eines veränderlichen Systems. Die Zustände eines Systems halten oft nur kurz an, nur selten dauern sie Stunden oder gar ganze Tage an. Und Zustände existieren in allen vier Quadranten.

  • Innerlich-individuelle Zustände (ICH-Perspektive): Sämtliche Emotionen (Freude, Staunen, Wut, Trauer etc.), z.B. durch Meditation oder kontemplatives Gebet bewirkte subtile (z.B. Träume), kausale und non-duale Zustände. Von diesen subjektiv erlebten Zuständen kann das Individuum nur selbst berichten.
  • Äußerlich-individuelle Zustände (ES-Perspektive): Alle Gehirnwellen-Zustände (Gamma, Beta, Alpha, Theta, Delta, Epsilon), Fieber, unterschiedliche Physiologien und Augenbewegungsmuster oder hormonell bedingte Zustände. Diese Zustände können im Außen von Dritten beobachtet oder gemessen werden (z.B. Fieberthermometer, Untersuchung des Blutbildes).
  • Innen-systemische Zustände (WIR-Perspektive): Wir-Gefühl (z.B. unsere Familie, unser Unternehmen, Verein etc.), Massenbegeisterung (z.B. Sieg der „eigenen“ Mannschaft) oder Nationalgefühl (z.B. als Franzose, Deutscher etc.).
  • Außen-systemische Zustände (SIE-Perspektive): Das Wetter (Regen, Schnee etc.), die Jahreszeiten, die Gezeiten, Krieg und Frieden, Massendynamiken (z.B. bei Panik in großen Menschenmengen).

Dabei existieren Zustände über alle Entwicklungsstufen hinweg und Zustandswechsel sind unabhängig von der jeweiligen Ebene möglich.

Zustände als Bild für Integrale Landkarte (AQAL)
Karte als Bild für Integrales Coaching

#integrale landkarte

Der Integrale Ansatz führt sämtliche Einzel­er­kennt­nisse aus den ver­schiedenen Wissen­schaf­ten und Weisheitstraditionen zu einem ein­heit­lichen und umfassenden Modell der Welt zu­sam­men, welches die Wirklichkeit mit fünf wesent­lichen Dimensionen beschreibt.

  • Strukturstufen – bestimmen, wie wir das, was in unserem Bewusstseinsfeld auf­taucht, interpretieren
  • Quadranten – bestimmen welchen Aus­schnitt der Wirklichkeit wir betrachten (nämlich möglichst alle vier Quadranten)
  • Entwicklungslinien – beschreiben die Fa­cet­ten unserer Per­sön­lichkeit, bestimmte Entwicklungssequenzen, die unter­schied­lich ausgeprägt sind
  • Typen – beschreiben Aspekte unserer Per­sönlichkeit, in denen wir uns auf jeder Ent­wicklungsstufe und in jedem Zustand gleich und unverändert zeigen
  • Zustände – bestimmen, was in unserem Bewusstseinsfeld auftaucht.

In diesem Sinn meint „integral“, wenn alle fünf Dimensionen zugleich beachtet werden, also alle Zustände, alle Stufen, alle Quadranten alle Linien und alle Typen gleichermaßen – und keine Di­men­sion außer acht bleibt. Dies wird auch AQAL abgekürzt (für all quadrants, all le­vels, all lines etc.).

Darüber hinaus bezeichnet „integral“ die integrale Strukturstufe, in der diese Sicht der Wirklichkeit intuitiv verstanden wird und das ei­ge­ne Denken, Handeln und Fühlen prägt.