Mal ehrlich
Fragst du dich auch immer wieder, ob du gerade dabei bist, deinen Verstand zu verlieren? Erlebst du auch ständig Situationen, die dich zweifeln lassen an dir, deinen Mitmenschen und der Welt insgesamt?
Wenn du die Tages-Nachrichten schaust. Wenn dir Menschen in der Öffentlichkeit begegnen. Im Fernsehen, auf der Straße oder im Supermarkt. Wenn du erlebst, was auf Facebook oder in deinen WhatsApp-Gruppen geschieht. Wie deine Familie und deine Freunde so drauf sind. Wie die Menschen mit ihren Mitmenschen, der Natur und Umwelt umgehen.
Dir bieten sich laufend reizvolle Gelegenheiten, einfach irre zu werden
Und irre zu sein hat auch einige Vorteile: Du kannst dich einfach deiner offensichtlichen Ohnmacht ergeben. Musst nix mehr tun, nicht mehr die Welt retten. Man sorgt sich um dich. Du kannst endlich Wahrheiten aussprechen, die von anderen nicht gesehen, verstanden oder ernst genommen werden. Und man verzeiht dir merkwürdiges Verhalten.
Vielleicht bist ja nicht du irre
Andererseits – vielleicht sind ja die anderen wahnsinnig „normalen“ Menschen verrückt, wie Manfred Lütz in seinem lesenswerten Buch „Irre – wir behandeln die Falschen“ darlegt.
Aus evolutionärer Sicht ist es völlig normal, wenn du in deiner Innenwelt Zweifel, Irritationen und Unverständnis wahrnimmst angesichts einer völlig durchgeknallten Welt. Einer Welt, die sich immer schneller zu drehen scheint und dabei immer unbeständiger, unsicherer, komplexer, chaotischer und widersprüchlicher wirkt.
Natürlich bist du irritiert und vielleicht auch ratlos, wenn sich deine eigenen Lebensumstände über Nacht verändern, persönliche Beziehungen auseinander driften oder berufliche Perspektiven düster aussehen. Wenn gesellschaftliche Strömungen, politische Gruppierungen und Lobbyisten die demokratisch legitimierten Institutionen und die sozialen Grundlagen unseres Miteinanders in Frage stellen und bedrohen. Wenn wir laufend mit verlockenden Marketingversprechen und unbewiesenen Behauptungen manipuliert werden ohne selbst Zeit zu haben, die tatsächlichen Fakten zu ermitteln um uns eine fundierte eigene Meinung zu bilden.
Und natürlich findest du dich immer wieder in Situationen wieder, in denen dein eigenes Verhalten im Widerspruch steht zu dem, was eigentlich „gefühlt“ richtig wäre. Angesichts solcher kognitiven Dissonanzen fragst du dich dann vielleicht unangenehm oder peinlich berührt, ob deine Kreuzfahrt in die Arktis wirklich nötig war, dass es doch anstrengender als gedacht ist, auf das eigene Auto ganz zu verzichten oder du trotz all deiner Bemühungen, deinen eigenen moralischen Überzeugungen nicht gerecht wirst.
Wie gehst du damit also weise und lebensklug um? Wie gehen andere damit um? Und wie gehen wir dabei miteinander um? Welchen Menschen, Communities und sozialen Netzen vertraust du in diesen Dingen, ohne in eine Filterblase hineingezogen zu werden und dich in einer Echokammer zu verlieren?
»Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
– Reinhold Niebuhr (1892-1971)
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.«
Keine Panik!
Es ist ganz an dir, den normalen Wahnsinn deiner Mitmenschen zu überwinden, die allzuoft wie von unsichtbaren Kräften getrieben und ferngesteuert wirken – befreie dich aus dieser Trance. Schalte dazu deinen Autopiloten aus und steuere dein Leben von nun an bewusst manuell.
Setze außerdem deine Joo Janta 200 Superchromatische gefahrenempfindliche Sonnenbrille ab, die beim ersten Zeichen einer Bedrohung völlig schwarz wird. Und schaue bewusst hin, was sich zeigt. Nimm wahr und nimm als gegeben an, was du siehst, hörst, fühlst, riechst, schmeckst und denkst.
Es muss und es wird dir nicht immer gefallen, was du wahrnehmen wirst – aber der erste Schritt ist, das Leugnen und Ignorieren deiner Wahrnehmungen zu beenden. Dies ist die Basis für selbstbestimmtes, bewusstes und verantwortungsvolles Handeln.
»Die Krise unserer Gesellschaft, ist eine Krise unserer Wahrnehmung.«
– Ken Wilber
Was deine Wahrnehmung bestimmt
Was ist nun also wirklich wirklich? Was kannst du jetzt in diesem Augenblick wahrnehmen? Es sind nur fünf Faktoren, die bestimmen was du wahrnimmst. Ich lade dich ein, für einen Moment inne zu halten und dich zu fragen:
- Wie ist mein gegenwärtiger Zustand? Bin ich gerade eher wach, träume oder schlafe ich gerade? Fühle ich mich klar oder eher betäubt?
- Welchen Bewusstseins-Horizont habe ich gegenwärtig? Was kann ich mir potenziell gegenwärtig alles bewusst machen – und was eben nicht?
- Welche Intelligenzen führen mich gerade? Welche der unterschiedlichen Facetten meiner Persönlichkeit beeinflussen oder beherrschen aktuell meine Gedanken, Gefühle und Handlungen?
- Wie sortiere, filtere und bedeute ich die Welt typischerweise? Welchen Einfluss nehmen Typen und Typologien auf meine Wahrnehmung?
- Was ist mein aktueller Fokus? Und was blende ich dadurch aus? Richtet sich meine Aufmerksamkeit gerade eher auf meine Innenwelt oder die Außenwelt? Bin ich gerade eher mit mir beschäftigt oder mit anderen?
Erkunde die Topografie deiner Wirklichkeit
Diese fünf Dimensionen zusammen genommen bestimmen die Wirklichkeit – deine eigene und die deiner Mitmenschen. Damit bist du in der Lage, mehr Klarheit zu gewinnen in dieser chaotischen, unübersichtlichen Welt. Und du kannst deine eigene Vorstellung von der Welt zunehmend besser mit der sich schnell wandelnden Realität abgleichen. So entsteht eine neue, umfassendere Landkarte – die wir auch Integrale Landkarte nennen – der Welt, die dir eine klare, ganzheitliche Orientierung in der Welt ermöglicht. Es ist das beste Navigationsmittel, welches wir zurzeit haben.
Vielleicht dauert es eine Weile, bis du diese fünf Aspekte in wirklich jeder Situation präsent hast und du so sicher und schnell navigieren kannst. Mit der Zeit wirst du immer schneller bemerken, wenn du dich in altbekannten Situationen oder ungünstigen Mustern wiederfindest. Solche Ehrenrunden sind wichtige und notwendige Lernschritte zu mehr Bewusstheit. Bleibe also dran und praktiziere diese neue Sichtweise.
Beginne heute damit, deine Wirklichkeit kennen zu lernen
Ein guter Einstieg, um diese neue Sichtweise zu erlernen und zu vertiefen, ist sich die Wirklichkeit in all diesen fünf Dimensionen täglich bewusst zu machen. Dies ist einfacher als du denkst. Du kannst diese Sicht jederzeit und in allen Kontexten praktizieren. Im Gespräch mit Freunden. In der Partnerschaft oder Familie. Bei Meetings. In der Natur. Überall.
Es kann dir helfen, täglich erst einmal nur eine der fünf Dimensionen bewusst zu studieren. Stelle dir ein Wochenprogramm zusammen, z.B. heute auf die vier Perspektiven achten, morgen mache ich mir Zustände bewusst etc. Mache dir Notizen dazu in deinem Tagebuch. Falls du noch keines hast, ist dies eine gute Gelegenheit, ein Tagebuch zu beginnen. Im Laufe der Zeit kombinierst du dann mehrere Dimensionen miteinander – bis alle gleichzeitig präsent sind.
Vermutlich bist du neugierig, noch mehr über die fünf Dimensionen der Wirklichkeit zu erfahren. In unserem Artikel „Was ist »integral«?“ und unserem Blog-Beitrag „Die Integrale Landkarte“ findest du ausführliche Informationen dazu.