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Soziokratie ist eine Organisationsform und eine Methode zur Entscheidungsfindung, die auf Gleichwertigkeit, Transparenz und Effizienz abzielt. Sie wurde ursprünglich im frühen 20. Jahrhundert von dem niederländischen Ingenieur und Friedensaktivisten Kees Boeke entwickelt und später von Gerard Endenburg weiterentwickelt. Soziokratie basiert auf den Prinzipien der Konsent-Entscheidungsfindung, der Kreisstruktur und der doppelten Verknüpfung.

Grundprinzipien der Soziokratie:

1. Kreisstruktur: Organisationen sind in Kreise gegliedert, die jeweils für einen bestimmten Bereich oder eine bestimmte Funktion verantwortlich sind. Diese Kreise sind selbstorganisierend und treffen Entscheidungen autonom innerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs. Dies fördert klare Zuständigkeiten und ermöglicht spezialisiertes Arbeiten und effiziente Entscheidungsprozesse innerhalb jedes Kreises.
2. Doppelte Verknüpfung: Jeder Kreis ist durch zwei Personen mit dem nächsthöheren Kreis verbunden: einen gewählten Vertreter und den Leiter des Kreises. Diese doppelte Verknüpfung sorgt für einen bidirektionalen Informationsfluss und stärkt die Koordination zwischen den Ebenen. Dies verbessert die Kommunikation und gewährleistet, dass Informationen und Entscheidungen in beide Richtungen fließen, was die Kohärenz und Einheitlichkeit der Organisation stärkt.
3. Konsent-Entscheidungsfindung: Entscheidungen werden durch Konsent (nicht zu verwechseln mit Konsens) getroffen, was bedeutet, dass eine Entscheidung getroffen wird, solange niemand schwerwiegende Einwände hat. Dies stellt sicher, dass alle Stimmen gehört werden und keine schwerwiegenden Einwände übergangen werden, was die Akzeptanz und Unterstützung für Entscheidungen erhöht.
4. Wahl durch Konsent: Personen werden für Rollen und Verantwortlichkeiten durch einen Prozess gewählt, der Konsent erfordert. Das bedeutet, dass die Wahl so lange diskutiert wird, bis kein schwerwiegender Einwand mehr besteht. Dies erhöht die Transparenz und Legitimität der Wahlprozesse und stellt sicher, dass die gewählten Personen breite Unterstützung und Vertrauen genießen.

Ziele und Vorteile der Soziokratie:

• Gleichwertigkeit und Inklusion: Jeder hat die Möglichkeit, sich einzubringen und gehört zu werden, was zu einem inklusiveren und partizipativeren Arbeitsumfeld führt.
• Effizienz und Klarheit: Durch klare Strukturen und Zuständigkeiten sowie effektive Entscheidungsprozesse können Organisationen effizienter arbeiten.
• Transparenz und Vertrauen: Offene Kommunikationswege und transparente Entscheidungsprozesse fördern das Vertrauen innerhalb der Organisation.
• Anpassungsfähigkeit und Resilienz: Die flexible Struktur der Kreise und die adaptive Entscheidungsfindung ermöglichen es der Organisation, besser auf Veränderungen und Herausforderungen zu reagieren.

Soziokratie kann in verschiedenen Organisationstypen angewendet werden, einschließlich Unternehmen, Non-Profit-Organisationen, Gemeinschaften und Bildungseinrichtungen. Die Methode ist besonders geeignet für Organisationen, die Wert auf partizipative Entscheidungsprozesse und eine inklusive Kultur legen.

Ein Unternehmen könnte z.B. soziokratische Prinzipien anwenden, indem es seine Abteilungen in Kreise organisiert, die autonom Entscheidungen treffen können. Der Vertriebskreis könnte beispielsweise eigenständig Strategien entwickeln und implementieren, während der Marketingkreis sich auf Branding und Werbung konzentriert. Beide Kreise sind durch doppelte Verknüpfungen miteinander verbunden, um sicherzustellen, dass ihre Strategien aufeinander abgestimmt sind.

Soziokratie bietet eine robuste Methode zur Schaffung von Organisationen, die sowohl effizient als auch partizipativ sind, und fördert eine Kultur der Zusammenarbeit und des gegenseitigen Respekts. Eine weiter entwickelte Fassung der Soziokratie besteht in der Sociocracy 3.0.