Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi)

Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) ist ein landwirtschaftliches Modell, bei dem Verbraucher und Landwirte zusammenarbeiten, um die Produktion von Nahrungsmitteln auf eine nachhaltige und solidarische Weise zu organisieren. Im Gegensatz zum konventionellen landwirtschaftlichen Modell, bei dem die Landwirte ihre Produkte auf dem Markt verkaufen und die Verbraucher diese dann kaufen, bilden bei SoLaWi Verbraucher und Landwirte eine Gemeinschaft, die die Risiken und Erträge der Landwirtschaft gemeinsam trägt.

SoLaWi entstand als Reaktion auf die zunehmende Industrialisierung und Globalisierung der Lebensmittelproduktion, die mit Umweltverschmutzung, Monokulturen, Lebensmittelverschwendung und sozialer Ungerechtigkeit einherging. In den 1960er und 1970er Jahren begannen alternative Landwirtschaftsbewegungen in Europa, insbesondere in Ländern wie Deutschland, der Schweiz und Österreich, nach alternativen Modellen für die Lebensmittelproduktion zu suchen, die ökologisch nachhaltiger und sozial gerechter waren. Diese Bewegungen betonten die Wichtigkeit von lokaler Produktion, ökologischer Landwirtschaft und der direkten Beziehung zwischen Produzenten und Verbrauchern.

Merkmale der Solidarischen Landwirtschaft:

  1. Gemeinschaftliche Verantwortung: Verbraucher und Landwirte teilen die Verantwortung für den Anbau von Nahrungsmitteln. Die Verbraucher unterstützen die Landwirte finanziell im Voraus und tragen damit auch das Risiko von Ernteausfällen oder schlechten Ernten.
  2. Transparenz und Nähe: SoLaWi fördert eine enge Beziehung zwischen Landwirten und Verbrauchern. Die Verbraucher haben oft die Möglichkeit, die Farm zu besuchen, sich an Entscheidungen zu beteiligen und die Herkunft ihrer Lebensmittel besser zu verstehen.
  3. Ökologische Nachhaltigkeit: SoLaWi-Betriebe streben oft nach ökologischer Nachhaltigkeit, indem sie umweltfreundliche Anbaumethoden, wie biologische Landwirtschaft oder Permakultur, anwenden und den Einsatz von Chemikalien minimieren.
  4. Regionale Wirtschaftsförderung: Solidarische Landwirtschaft unterstützt die lokale Wirtschaft, indem sie die Nachfrage nach regionalen und saisonalen Lebensmitteln steigert und den Absatzmarkt für lokale Bauern stärkt.

Beispiele für Solidarische Landwirtschaft

  • Rote Beete e.V. (Deutschland): Rote Beete e.V. ist eine Solidarische Landwirtschaft in Berlin, Deutschland. Die Mitglieder des Vereins unterstützen ökologische Landwirte in der Region Brandenburg, indem sie im Voraus für eine Erntezeit Anteile kaufen. Die Mitglieder erhalten dann während der Saison regelmäßige Lieferungen von frischem Gemüse.
  • Solidarische Landwirtschaftsnetzwerke in Deutschland: In Deutschland gibt es mehrere Netzwerke und Vereinigungen, die Solidarische Landwirtschaft fördern und unterstützen, wie zum Beispiel das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft oder die Vereinigung Solidarische Landwirtschaft Rheinland-Pfalz. Diese Organisationen bieten Informationen, Schulungen und Unterstützung für Menschen, die eine SoLaWi gründen oder sich daran beteiligen möchten.
    Genossenschaft für solidarische Landwirtschaft (Österreich)
    : In Österreich gibt es mehrere SoLaWi-Initiativen, die von Genossenschaften unterstützt werden, wie zum Beispiel die Genossenschaft für solidarische Landwirtschaft im Weinviertel. Diese Organisationen arbeiten mit lokalen Landwirten zusammen, um Lebensmittelproduktion und -verteilung auf solidarische und ökologische Weise zu organisieren.
  • La Ferme du Bec Hellouin (Frankreich): La Ferme du Bec Hellouin ist ein Permakultur-Betrieb in der Normandie, Frankreich. Sie betreiben eine Solidarische Landwirtschaft, bei der die Mitglieder im Voraus für ein Jahr Gemüse, Obst und Eier kaufen. Die Ernte wird dann wöchentlich an mehrere Verteilungspunkte in Paris und der Normandie geliefert.
  • Les Jardins de Cocagne (Frankreich): Les Jardins de Cocagne ist eine französische Organisation, die Solidarische Landwirtschaft in vielen Städten des Landes fördert. Sie arbeiten mit benachteiligten Menschen zusammen, um Arbeitsplätze in der Landwirtschaft zu schaffen und frische Lebensmittel für lokale Gemeinschaften bereitzustellen.
    Community Supported Agriculture (CSA) in Großbritannien
    : Obwohl der Begriff „Solidarische Landwirtschaft“ möglicherweise nicht immer verwendet wird, gibt es in Großbritannien zahlreiche Betriebe, die nach ähnlichen Prinzipien arbeiten. Ein Beispiel ist die FarmStart Initiative in London, die es jungen Menschen ermöglicht, Erfahrungen in der Landwirtschaft zu sammeln und gleichzeitig die lokale Lebensmittelproduktion zu unterstützen.
  • Zenger Farm (USA): Zenger Farm ist ein gemeinnütziger Bauernhof in Portland, Oregon, USA, der sich für Bildung, Gemeinschaft und nachhaltige Landwirtschaft einsetzt. Sie betreiben eine Solidarische Landwirtschaft, bei der Mitglieder wöchentlich Gemüse und andere Produkte von der Farm erhalten.

Diese Beispiele verdeutlichen, wie Solidarische Landwirtschaft dazu beitragen kann, eine nachhaltigere und solidarischere Nahrungsmittelproduktion und -versorgung zu fördern, indem sie eine enge Beziehung zwischen Landwirten und Verbrauchern aufbaut und ökologische Praktiken fördert.

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