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Interbeing, oft übersetzt als „Intersein“ oder „wechselseitiges Sein“, ist ein Konzept aus der buddhistischen Philosophie, das von dem vietnamesischen Zen-Meister Thich Nhat Hanh populär gemacht wurde. Es beschreibt die tiefgreifende Verbundenheit aller Dinge im Universum und die Tatsache, dass nichts unabhängig existiert, sondern alles miteinander in Wechselwirkung steht und voneinander abhängt.

Merkmale von Interbeing:

1. Wechselseitige Abhängigkeit: Alles im Universum ist miteinander verbunden und hängt voneinander ab. Nichts existiert isoliert; jede Existenzform bedingt die Existenz anderer Formen.
2. Ganzheitliches Denken: Interbeing fördert ein Verständnis des Lebens und der Welt als integriertes Ganzes, in dem jeder Teil das Ganze beeinflusst und vom Ganzen beeinflusst wird.
3. Mitgefühl und Achtsamkeit: Das Bewusstsein für die wechselseitige Verbundenheit fördert Mitgefühl, Achtsamkeit und verantwortungsbewusstes Handeln, da man erkennt, dass das Wohlbefinden eines Einzelnen mit dem Wohlbefinden aller verbunden ist.
4. Umweltbewusstsein: Interbeing betont die Bedeutung der Umwelt und die Verantwortung, sie zu schützen, da unser eigenes Überleben und Wohlbefinden untrennbar mit dem Zustand der natürlichen Welt verknüpft sind.

Beispiele für Interbeing:

• Umweltbewegungen und Nachhaltigkeit: Initiativen wie die Fridays for Future-Bewegung oder das Pariser Klimaabkommen zeigen das Prinzip des Interbeing, indem sie die globale wechselseitige Abhängigkeit betonen. Die Aktionen einer Nation oder Gemeinschaft beeinflussen das globale Klima und das kollektive Wohlbefinden der Menschheit.
• Gemeinschaftsgärten und Urban Farming: Projekte wie die Prinzessinnengärten in Berlin verkörpern Interbeing, indem sie städtische Gemeinschaften zusammenbringen, um gemeinsam zu gärtnern und nachhaltige Lebensmittel zu produzieren. Diese Gemeinschaften erkennen die Verbindung zwischen Mensch, Natur und Nahrungssicherheit.
• Solidarische Landwirtschaft (Community Supported Agriculture, CSA): In CSA-Projekten teilen sich Landwirte und Konsumenten die Verantwortung und das Risiko der landwirtschaftlichen Produktion. Die Verbraucher unterstützen die Landwirte finanziell und erhalten im Gegenzug frische, lokal produzierte Lebensmittel. Dies fördert ein Bewusstsein für die wechselseitige Abhängigkeit zwischen Produzenten und Konsumenten.
• Achtsamkeitsgemeinschaften: Gemeinschaften, die sich der Praxis von Achtsamkeit und Meditation widmen, wie die von Thich Nhat Hanh gegründete Plum Village-Gemeinschaft in Frankreich, leben das Prinzip des Interbeing. Sie fördern ein Bewusstsein für die tiefe Verbundenheit aller Lebewesen und die Notwendigkeit, mit Mitgefühl und Achtsamkeit zu handeln.
• Kreislaufwirtschaft: Die Kreislaufwirtschaft basiert auf dem Prinzip des Interbeing, indem sie darauf abzielt, Abfall zu minimieren und Ressourcen durch Wiederverwendung, Recycling und regenerative Designansätze zu erhalten. Produkte und Materialien werden in geschlossenen Kreisläufen gehalten, um die Umweltbelastung zu reduzieren und die Nachhaltigkeit zu fördern.
• Gemeinnützige Organisationen und Initiativen: Organisationen wie Amnesty International oder Ärzte ohne Grenzen arbeiten global zusammen, um Menschenrechte zu schützen und medizinische Hilfe zu leisten. Sie verkörpern das Prinzip des Interbeing, indem sie die wechselseitige Verantwortung und das Mitgefühl über geografische und kulturelle Grenzen hinweg betonen.

Diese Beispiele veranschaulichen, wie das Konzept des Interbeing in verschiedenen Bereichen unseres Lebens Anwendung findet und dazu beiträgt, ein tieferes Verständnis für die wechselseitige Verbundenheit und Verantwortung in unserer Welt zu entwickeln.