Integral

Good Coach – bad Coach

Superman als Bild für Coach

Woran du gutes Coaching erkennst

Suchst du einen Coach? Jemanden der dir wirklich weiterhilft? Vielleicht hast du bereits erste Erfahrungen mit Coaches gemacht. Hat dich das Coaching mit ihnen weitergebracht? Dir neue Perspektiven eröffnet? Dein Leben verändert?

Oder möchtest du selbst gerne anderen Menschen helfen? Sie in ihren Anliegen und Herausforderungen als kompetenter Coach begleiten? Vielleicht fragst du dich, woran du eine handwerklich gute Coaching-Ausbildung erkennen kannst. Wie kannst du selbst ein guter Coach werden? Oder deine bestehenden Coaching-Fähigkeiten wirksam ausbauen?

Vielleicht wunderst du dich auch darüber, wer alles aus deinem Bekanntenkreis plötzlich Coaching anbietet oder sich Coach nennt. Menschen, von denen du dies nie gedacht hast. Und Menschen, wo dir Zweifel kommen.

Mit diesem Artikel wenden wir uns an Menschen, die einen guten Coach suchen sowie Menschen, die eine gute Coach-Ausbildung suchen. Wir teilen gerne mit dir unsere Erfahrungen und Überlegungen,

  • was aus unserer Sicht gutes Coaching auszeichnet,
  • wie du gute Coaches von schlechten Coaches unterscheiden kannst und
  • woran du eine handwerklich fundierte Coaching-Ausbildung erkennst.

Als erfahrene Coaches und Coach-Ausbilder möchten wir dazu beitragen, dass sich der Anteil guter Coaches im Markt weiter verbreitert und Klienten – so nennen wir unsere Coaching-Kunden – besser erkennen können, was einen kompetenten Coach von anderen Coaches unterscheidet. Bitte sieh uns nach, dass wir nur die männliche Form Coach oder Klient nutzen – gemeint sind dabei stets männliche und weibliche Coaches bzw. Klienten gleichermaßen.

Coaching – eine erste Arbeitsdefinition

Wenn wir von „Coaching“ sprechen folgen wir in einer ersten Näherung einer Begriffsdefinition, die von unserem Kollegen Carlos Salgado stammt: „Coaching ist das erfolgreiche Begleiten eines Experten bei seinem Veränderungsanliegen“. Damit verbinden wir im Einzelnen:

  • Begleiten – Der Coach hilft zu klären, was der Klient tatsächlich verändern will und entwirft dann gemeinsam mit dem Klienten einen Plan zur Umsetzung.
  • Erfolgreich – Der Coach ist methodisch und inhaltlich in der Lage wirksam zu helfen.
  • Seinem – Der Klient (und niemand anders) ist Auftraggeber des Coachs.
  • Experte – Der Klient kennt sein Thema / Problem gut.
  • Veränderungsanliegen – Es geht im Coaching um eine Weg von oder Hin zu orientierte Zielsetzung des Klienten, oft der eigentliche Inhalt des Coachings.

Coaching – ein bunt-schillernder Markt

In Deutschland und anderswo ist der Begriff „Coaching“ nicht gesetzlich geschützt. Daher kann sich jeder Mensch „Coach“ nennen, der sich dazu berufen fühlt – ob er oder sie qualifiziert ist oder nicht, spielt hierbei keine Rolle. Entsprechend schillernd erscheint der Markt für Coaching. Und entsprechend schwierig ist es für potenzielle Coaching-Kunden zu erkennen, wie wirksam, förderlich und nachhaltig die Zusammenarbeit mit einem bestimmten Coach sein wird.

Auf dem Markt für Coaching ist sprichwörtlich alles zu finden. Von Coaches, die ihre Dienste kostenlos anbieten, bis hin zu solchen, deren Coachings richtig teuer sind. Coaches, die sich auf bestimmte Themen, Zielgruppen oder Methoden spezialisiert haben, und solche, die mit allen möglichen Themen und Menschen arbeiten etc. Angeboten wird dabei alles, was für den Coaching-Kunden hilfreich erscheint – von Teamentwicklung und Führungskräfte-Trainings über Motivationsmethoden, Selbsterfahrung, oder Kommunikationtechniken bis zu Quanten-mystizistischen Esoterik-Angeboten, nur eben nicht immer Coaching im engeren Sinne.

Und die Zahl der Coaching-Anbieter ist in den vergangenen Jahren explodiert.

Allein in Deutschland tummeln sich rund 40.000 solcher selbst ernannten Menschen-Helfer. Die Zahl der professionellen Coaches liegt jedoch weit darunter. Experten-Schätzungen zufolge haben nur höchstens 4.000 Coaches eine qualifizierte Ausbildung abgeschlossen.

Wer heilt hat Recht – oder?

Aber ist nicht jeder Coach für sich genommen „gut“? Hat nicht jeder Coach Qualitäten, die genau für mich und mein Problem oder Anliegen passend sein können? Gibt es überhaupt so etwas wie „gutes“ und „schlechtes“ Coaching?

Natürlich mag es passieren, dass du in deiner aktuellen Lebenssituation auf einen Menschen triffst – egal ob Coach oder nicht –, der dir genau in diesem Moment mit Empathie und Verständnis begegnet und dir dabei hilft, mit den Herausforderungen deines Lebens umzugehen.

Ein professioneller Coach überlässt diese Wirkung jedoch nicht dem Zufall. In guten Coach-Ausbildungen lernen angehende Coaches in der Praxis bewährte Vorgehensweisen und Interventionen kennen, welche die Chancen erhöhen, dass der Klient wirksame und nachhaltige Hilfe erfährt.

Die Resultate eines professionell durchgeführten Coachings sind demnach nicht dem Zufall oder der Experimentierlust des Coachs überlassen, sondern erweitern systematisch den Denk- und Handlungsraum des betreffenden Klienten. Sie schaffen dem Klienten mehr Wahlfreiheiten – auch wenn dies natürlich keine Garantie dafür ist, was er oder sie schließlich aus den neu gewonnenen Erkenntnissen und veränderten oder zusätzlichen Blickwinkeln macht.

Und aus professioneller Sicht gibt es mehr oder weniger effiziente und wirksame Herangehensweisen, das Anliegen oder Problem eines Klienten heilsam zu begleiten – ein handwerklich gut ausgebildeter Coach weiß dies.

Also: Ja, wer heilt hat Recht – aber: Je bewusster, effizienter, wirksamer und nachhaltiger der Coach heilt, desto heilsamer und auch attraktiver ist der Coach für den betreffenden Klienten!

Beispiele für schlechtes Coaching

Uns begegnen immer wieder Menschen mit einer gewissen Skepsis oder gar einer regelrechten Allergie gegenüber Coaching und Coaches. Und dies hat im Einzelfall auch nachvollziehbare Gründe. Vielleicht weil sie selbst schlechte Erfahrungen gemacht haben oder im Freundes- oder Bekanntenkreis erlebt haben, welche Auswirkungen schlechtes Coaching haben kann.

Um genauer nachzuvollziehen, was wir meinen, stellen wir dir ein paar immer wieder anzutreffende Beispiele und typische Indikatoren für Coaching vor, dass hinter den handwerklichen Möglichkeiten eines gut ausgebildeten Coachs zurückbleibt:

Der Tsjakkaa-Coach – Der von seiner Methode überzeugte Coach

Manche Coaches sind vollkommen überzeugt von einer bestimmten Methode, der besten (oder einzigen) die sie bisher kennengelernt haben. Mit missionarischem Eifer und Begeisterung („Du schaffst es!“) verspricht ein solcher Coach seinem Klienten die Lösung seines Problems oder die Überwindung seiner Herausforderungen im Handumdrehen. Getreu dem Motto „Wer einen Hammer hat, sieht überall Nägel“ wird sprichwörtlich jedes Problem oder Anliegen eines Klienten mit dieser einen „wahren“ Methode malträtiert. Und falls ausnahmsweise etwas nicht in die Methode passt, wird es passend gemacht. Kein Wunder, dass Klienten eines solchen Coachs sich vielleicht schnell unverstanden oder missverstanden oder überfordert fühlen.

Aus der Praxis des Integralen Coachings wissen wir, dass jede Methode bestimmte kognitive und andere Voraussetzungen für den Coach und für den Klienten mit sich bringt, die nicht immer vorliegen. Daher wirken manche Methoden nicht in allen Fällen. Und daher ist es auch sinnvoll und wichtig als Coach verschiedene Methoden zu kennen, um diese flexibel an die jeweilige Coaching-Situation und den Klienten angepasst einsetzen zu können. Hier zeigt sich die Coaching-Weisheit: A fool with a tool is still a fool.

Der Besserwisser – Der im eigenen Film gefangene Coach

Manche Coaches neigen zu einem Coaching-Stil, der mehr einer Beratung als einem Coaching gleicht. Oft sind dies Coaches, die sehr viel Expertise in einem bestimmten Themenfeld besitzen und auch selbst eigene Erfahrungen in diesem Gebiet gemacht haben. Die also wirklich wissen, wie es geht. Die wirklich wissen, worüber sie reden. Und das ist der Punkt: Sie reden viel mehr als sie ihrem Klienten zuhören. Und damit verpassen oder überhören sie leider auch oft die wesentlichen Aspekte, die ihrem Klienten wirklich zusetzen.

Ein solcher Coach ist oft ungeduldig und hat schnell eine fixe Idee davon, wie das Anliegen oder Problem des Klienten gelöst werden kann. Bevor der Klient dem Coach – und vielleicht erstmals sich selbst – sein Anliegen oder Problem überhaupt ausführlich beschrieben hat.

Anstelle vorrangig Fragen zu stellen unterbricht der Coach seinen Klienten auch immer wieder mit Äußerungen, wie etwa „das kenne ich gut, da würde ich an ihrer Stelle…“ und gibt dabei viele Ratschläge und Tipps, wie der Klient sein Anliegen oder Problem lösen kann. Offensichtlich: Beratung und kein Coaching.

Bei einigen Klienten stellt sich schnell das deprimierende Gefühl ein, auf der Schulbank zu sitzen, belehrt zu werden und vorgeführt zu bekommen, selbst nichts auf die Reihe zu bekommen. Häufig ist dieses Gefühl kombiniert mit dem Gefühl, mit seinem Anliegen oder Problem nicht wirklich verstanden zu werden. Klienten versuchen dann oft mehrfach, ihnen besonders wichtige Aspekte ihres Anliegens oder Problems wiederholt und in anderen Worten zu erklären. Und die Reaktionen des Coachs zeigen ihnen wiederholt, noch immer nicht verstanden worden zu sein.

Andere Klienten hingegen sind von der präsentierten Expertise des Coachs stark beeindruckt. Hoch suggestibel glauben sie unhinterfragt alles, was der erfahrene Coach ihnen sagt und rät. Und sie folgen den Ratschlägen und gegebenen Hausaufgaben des Coachs meist sehr gewissenhaft und zuverlässig. Nur dass sich die erwarteten Ergebnisse nicht immer zuverlässig einstellen. Für den Coach ist die Sache dann klar: Wenn etwas nicht funktioniert, muss der Klient wohl von seinen bewährten Ratschlägen abgewichen sein – weil diese beim Coach selbst ja zuvor funktioniert hatten.

In all diesen Spielarten zeigt sich das zugrunde liegende Unvermögen des Coachs, sich wirklich in die Schuhe seines Klienten zu stellen. Stattdessen gelingt es ihm bestenfalls nur, sich mit seinen eigenen Schuhen in die Schuhe seines Klienten zu stellen. An sich recht unbequem – für beide.

Coach unter Strom – Der überforderte Coach

Manche Coaches leiden unter ihrem eigenen Perfektionismus. Gemäß dem Motto „Überfordere dich selbst wie auch deinen Nächsten“ richtet ein solcher Coach einen sehr hohen Anspruch an sich, die eigene Arbeit und seine Klienten. Er hat oft die fixe Idee, dass sein Coaching stets ein „gutes“ Ergebnis haben muss, also den eigenen Erwartungen gerecht werden muss. Um sich gut vorzubereiten und nichts dem Zufall überlassen zu müssen, versucht er sich bereits vor dem ersten Termin umfassend mit dem Thema des Klienten vertraut zu machen.

Weil „es immer besser geht“ leidet ein solcher Coach neben seinem Perfektionismus auch meist an mangelndem Selbst-Bewusstsein. Oft erlebt er sich selbst als wenig souverän und durch seine eigenen Herausforderungen und Probleme gebremst. Latent hat er schreckliche Angst vor Kontrollverlust, eigenen Fehlern und seiner empfundenen Unzulänglichkeit. Dies kann verschiedene, oft auch mehrere Ursachen haben: Zu wenig eigene Erfahrung. Zu viele eigene Probleme. Tatsächlich oder gefühlt zu wenig Handwerkzeug, um souverän mit allen möglichen Coaching-Situationen umzugehen. Oder einfach Angst, dem Anliegen, der Herausforderung des Klienten oder dem Klienten selbst nicht gewachsen zu sein.

Der damit einhergehende Stress sorgt in Coaching-Situationen immer wieder dafür, dass die Aufmerksamkeit des Coachs unbewusst und unbeabsichtigt vom Klienten weg wandert hin zu eigenen Baustellen, seinen eigenen unbearbeiteten Schatten-Themen.

Im Coaching erlebt der Klient einen solchen Coach dann immer wieder seltsam abwesend, nachdenklich und in eigene Gedanken versunken. Oder die Verwirrung, die der Klient in Bezug auf sein eigenes Thema empfindet, schwappt ungehindert auf den Coach über, so dass sich plötzlich beide verwirrt in einer Nebelwand wiederfinden. Und es kommt auch immer wieder vor, dass der Coach – aus Angst vor eigenen Fehlern oder der eigenen empfundenen Inkompetenz – seine eigene Coaching-Arbeit unbewusst selbst sabotiert. Als müsste der Coach sich (unbewusst) selbst beweisen, wie ungeeignet er oder sie selbst als Coach ist.

Der Blümchen-Coach – Friede, Freude, Eierkuchen

In manchen Coaches wirken ein Helfersyndrom, Empathie und/oder Harmoniesucht in einer Art zusammen, dass ihnen nur die Möglichkeit bleibt, Coaching an der Oberfläche der Lebenswelt ihrer Klienten zu betreiben.

Ein solchermaßen sorgsamer Coach coacht in der Hoffnung, wirklich jeden Menschen zu verstehen und jedem Menschen helfen zu können. Und mit der irrationalen Vorstellung im Kopf, es müsse dem Klienten nach dem Coaching auf jeden Fall „besser“ gehen als vorher.

Aus dieser Sorge heraus und um die Gunst des Klienten bemüht und wird der Klient oft solange in der Obhut des Coachs über-gecoacht, bis der Klient ernsthaft versichert, dass es ihm wirklich besser geht. All dies fordert den Coach oft bis an seine persönlichen Grenzen. Entsprechend erschöpft fühlt er sich nach einem solchermaßen anspruchsvollen Coaching.

Er verhält sich dabei jedoch wie ein Zahnarzt, der einen Patienten mit Zahnschmerzen nicht behandeln möchte aus Angst, ihm durch die Behandlung zusätzliche Schmerzen zuzufügen.

Um das Coaching möglichst schmerzfrei und angenehm für den Klienten zu gestalten, bemüht sich der Coach sehr darum, an der Oberfläche des beauftragten Coaching-Themas herumzuarbeiten. Und dem Klienten bloß keine zu privaten oder gar intimen Fragen zu stellen. Natürlich ist es für ihn tabu, im Coaching allzusehr die Vergangenheit des Klienten zu erkunden oder gar nach der Kindheit und den Familienverhältnissen des Klienten zu fragen.

Stattdessen sorgt der Coach stets für eine gute, angenehme Gesprächsatmosphäre. Er hört dem Klienten sehr ausdauernd und verständnisvoll zu. Und er konzentriert sich meist liebevoll auf die vielen Ressourcen, die dem Klienten zur Verfügung stehen, um ihn – und sich selbst – in eine Think-Positive-Stimmung zu bringen. Dabei ist er mit seiner ganzen Aufmerksamkeit und sehr empathisch bei seinem Klienten. Er behandelt ihn wie eine zarte Blume, die es zu schützen und zu pflegen gilt. Und am Ende einer Coaching-Sitzung freut er sich gerne mit seinem Klienten über das gute Gespräch und die im Coaching gewonnenen Erkenntnisse.

In dem ständigen Bemühen, seinem Klienten möglichst umgehend die beste Hilfe zukommen zu lassen, greift der Coach jedes aufkommende Thema oder Stichwort des Klienten sofort auf und versteht dies als konkreten Arbeitsauftrag, umgehend als Coach aktiv zu werden. Verständnis oder Mitgefühl auszudrücken. Etwas zusammenzufassen. Eine Frage zu stellen. Mit Schweigen kann der Coach nicht gut umgehen, denn es muss ja etwas getan, gesagt, gemacht werden.

Dabei geht er gutmütig davon aus, dass der Klient ihm authentisch und wahrheits-getreu seine Sicht der Dinge schildert. Er stellt eher Verständnisfragen als die Story des Klienten selbst infrage zu stellen. Dadurch ist der Coach sehr anfällig für alle möglichen Umwege, Ablenkungsversuche und Dramen, die der Klient ihm bewusst oder unterbewusst anbietet, um den Coach beschäftigt zu halten – und bloß vom eigentlichen Thema oder Problem hinter dem Thema abzulenken.

Aufgrund seines Harmoniebedürfnisses ist ein solcher Coach kaum in der Lage, die zugrunde liegenden Ursachen und oft schmerzhaften Dynamiken des Coaching-Anliegens aufzudecken und zu einem Thema des Coaching-Prozesses zu machen.

Auf diese Weise bleiben viele gut gemeinte Interventionen und Reflexionen letztlich ohne Wirkung und es kommt allenfalls zu oberflächlich „guten“ Lösungen.

Der Chef als Coach – Die Führungskraft als Coach seiner Mitarbeiter

Ein in der Business-Welt und in vielen Unternehmen weit verbreiteter Irrtum ist, dass eine Führungskraft seine eigenen Mitarbeiter im oben beschriebenen Sinne coachen kann.

Denn kein Chef wird, kann und sollte eine Gleichgültigkeit und Ergebnisoffenheit gegenüber seinen Mitarbeitern haben, die für ein professionelles und gelingendes Coaching zwingend nötig sind. Und kein Mitarbeiter sollte den erheblichen Mut aufbringen müssen, seinen Chef über unangenehme Erfahrungen und schmerzhafte Einsichten zu informieren, die er sonst nur in einem vertrauensvollen und geschützten Rahmen einem Coach gegenüber offenbaren würde.

Strukturbedingt sind weder Chef noch Mitarbeiter in der Lage, sich authentisch und offen „auf Augenhöhe“ zu begegnen, da die organisationalen Rollen und die Hierarchie der Organisation eine asymmetrische Beziehung zwischen ihnen bedingen.

Sobald in einem solchen „Coaching“ die dem Mitarbeiter verborgenen Interessen des Chefs oder auch die dem Chef verborgenen Absichten des Mitarbeiters tangiert werden, gerät diese Veranstaltung meist zu einem Industrie-Schauspiel, wo jeder sein Gesicht wahrt und seine Rolle spielt.

Der Chef kann nicht authentisch und offen über Themen sprechen, welche den Arbeitsplatz und die Zukunft des Mitarbeiters tangieren. Stattdessen findet er sich schnell in der Rolle des Fürsprechers für das Unternehmen wieder, der die offiziellen Verlautbarungen und Positionen des Unternehmens verkündet oder bestimmte organisationale Praktiken rechtfertigen muss. Vielleicht ist ihm auch überhaupt nicht an einem offenen Gespräch gelegen. Stattdessen beabsichtigt er vielleicht den Mitarbeiter in seinem Sinne zu manipulieren oder er sucht nach Gründen, ihn oder seine Kollegen zu diskreditieren.

Der Mitarbeiter traut sich nicht, Missstände im Team oder in der Organisation offen anzusprechen. Schließlich könnten sich dadurch Kollegen angegriffen, diskreditiert oder in die Pfanne gehauen fühlen. Und aus leidvoller Erfahrung weiß er auch, dass er sich nicht darauf verlassen kann, dass die dem Chef anvertrauten Informationen in einer Organisation auch wirklich vertraulich bleiben.

Authentische Begegnungen und ein offener, ehrlicher Austausch zwischen den Beteiligten im Sinne eines Coachings sind unter solchen Vorzeichen schlicht nicht möglich. Zu sehr wirken die durch die Organisation vorgegebenen Rollen und Erwartungen auf die Beteiligten ein. Chef und Mitarbeiter sind beide gefangen in ihren jeweiligen Rollen und gegenseitigen Projektionen, Geschichten und Erwartungen.

Die Illusion vom „Chef als Coach“ wird meist von dem sehnlichen Wunsch aller Beteiligten genährt, als Chef nicht führen zu müssen und als Mitarbeiter nicht geführt werden zu wollen. Tatsächlich schwächt dies sowohl die Organisation als auch alle Beteiligten. Auf diese Weise bleiben Defizite in der Führung von Mitarbeitern lange Zeit unerkannt. Und Mitarbeiter erleben Coaching unter solchen Bedingungen eher als eine subtile Spielart der Manipulation durch die Unternehmensführung. Und erleben Coaching weniger als einen geschützten, vertraulichen Rahmen, der die persönliche Entfaltung fördern kann und will.

Coaching aus Integraler Perspektive

Was also zeichnet gutes Coaching aus? Dazu betrachten wir Coaching, den Coach und den Klienten aus einem Blickwinkel, der sich am Integralen Modell von Ken Wilber orientiert.

Vier grundlegende Perspektiven des Klienten – und des Coachs

Zunächst einmal ist einem guten, bestenfalls integral informierten Coach bewusst, dass jeder Mensch ein Individuum und zugleich auch ein Mitglied verschiedener Kulturen und sozialer Systeme ist. Daraus ergeben sich für jeden Menschen vier grundlegende Perspektiven, die ein guter Coach in jedem Coaching im Blick behält:

  • Eine individuelle Innenwelt des Klienten (und jene des Coachs): Seine Gedanken, Gefühle, Überzeugungen und Wertpräferenzen, die für das Anliegen des Klienten und das Coaching von Bedeutung sind.
  • Individuelle Äußerungen des Klienten (und solche des Coachs): Seine Physiologie, seine nonverbalen Signale, Verhaltensweisen, sein Auftreten und seine Fähigkeiten, die der Klient im Zusammenhang mit seinem Coaching-Anliegen zeigt.
  • Soziale Systeme, mit denen der Klient interagiert (und auch solche, mit denen der Coach interagiert): bestimmte funktionale Abläufe und Prozesse, soziale Strukturen, Institutionen, berufliche und persönliche Kontexte, mit denen der Klient interagiert, in Beziehung steht.
  • Kulturelle Einflüsse auf den Klienten (und den Coach): ein gemeinsam empfundenes Wir-Gefühl, gemeinsame Werte und Gepflogenheiten, ein gemeinsames Verständnis, Zugehörigkeit und Verbundenheit sowie vorherrschende Themen gemeinsamer Kommunikationen, die der Klient mit seinen Interaktionspartnern teilt.

Jede dieser vier Perspektiven ist relevant für ein gelingendes Coaching. Keine dieser vier Perspektiven lässt sich auf eine andere Perspektive reduzieren. Ein Coaching, welches eine dieser Perspektiven des Klienten unbeachtet lässt oder sich gar auf nur eine Perspektive konzentriert und die anderen ignoriert, bleibt notgedrungen hinter den Möglichkeiten eines guten Coachings zurück. Und ein aufmerksamer Coach ist sich natürlich auch bewusst, was sich in seinen eigenen vier Perspektiven lebendig zeigt.

Unterschiedlich ausgeprägte Entwicklungslinien

Ein gutes Coaching beachtet zudem die individuelle Vielschichtigkeit und Ausprägung der unterschiedlichen Facetten der Persönlichkeit – die Entwicklungslinien des Klienten. In einigen Disziplinen des Lebens mag der Klient überdurchschnittlich gut ausgeprägte Fähigkeiten besitzen. In anderen Disziplinen ist er vielleicht eher durchschnittlich unterwegs und wieder andere interessieren oder tangieren ihn vielleicht überhaupt nicht. Die spezifische Ausprägung bestimmter Entwicklungslinien kann jedoch ausschlaggebend sein für die Überwindung der anstehenden Herausforderungen des Klienten.

Ein aufmerksamer Coach beachtet dies und weiß, wie sich die Entwicklung bestimmter Disziplinen des Klienten gezielt anregen lässt. Und er weiß auch um die Stärken und Defizite seiner eigenen Entwicklungslinien.

Der spezifische Bewusstseins-Horizont des Klienten

Gutes Coaching holt den Klienten außerdem tatsächlich in seinem Modell der Welt dort ab, wo er/sie sich aktuell befindet. Ein aufmerksamer Coach weiß, dass jeder Mensch im Laufe seines Lebens ein individuelles, einzigartiges Modell seiner Welt entwickelt, eine innere Landkarte all dessen, was in seinem Bewusstsein eine Bedeutung hat. Und diese Landkarte dient ihm zur individuellen Orientierung seines Denkens, Fühlens und Handelns. Jeder Mensch verfügt über eine solche einzigartige innere Repräsentation seiner Wirklichkeit und im Coaching spielen diese individuellen Landkarten eine herausragende Rolle.

Ein guter Coach weiß darum und weiß auch, dass nicht seine eigene Landkarte über den Erfolg eines Coachings entscheidet, sondern jene seines Klienten. Wenn es dem Coach gelingt, die Landkarte seines Klienten zu ergründen und zu lesen, ist er zusammen mit dem Klienten besser in der Lage, gezielt wirksame Veränderungen zu initiieren, die sich künftig und dauerhaft in die Landkarte des Klienten integrieren lassen.

Und er weiß auch, dass sich unser Bewusstseins-Horizont im Laufe unserer eigenen individuellen Entwicklung erweitert. Im Laufe der Lebenszeit eines Menschen werden immer mehr Bereiche der Wirklichkeit, die zuvor noch weiße Flecken auf der Karte waren, erschlossen und kartiert. Die auf der Karte abgebildeten Strukturen der Wirklichkeit werden mit jeder neuen Erfahrung erweitert und bestehende Strukturen verfeinert oder angepasst.

Dies geschieht nicht in einem kontinuierlichen Prozess, sondern die Übergänge von einer Ebene zur nächsten erfolgen mehr oder weniger sprunghaft. Wenn ich einmal gehen oder sprechen gelernt habe, steht mir diese Fähigkeit mit großer Wahrscheinlichkeit auch morgen zur Verfügung. Und die mir zur Verfügung stehenden Fähigkeiten bilden die Grundlage für weitere, darauf aufbauende Entwicklungsschritte. Zugleich bin ich nicht in der Lage zu erkennen, was sich hinter meinem aktuellen Bewusstseins-Horizont verbirgt. Ich nehme dies schlichtweg nicht wahr.

Ein guter Coach kann sich passend auf die Landkarte und den Bewusstseins-Horizont seines Klienten einstellen. Er holt ihn auf diese Weise sprichwörtlich in seiner Welt ab. Und er vermeidet damit zugleich, seinen Klienten entsprechend zu überfordern.

Typische Unterschiede und typologische Polaritäten

Gutes Coaching beachtet zudem typische Ausprägungen im Denken, Handeln und Fühlen des Klienten. Ein guter Coach erkennt schnell, wie sein Klient die eigene Wahrnehmung (unbewusst) strukturiert und lenkt. Ob der Klient z.B. Informationen der Umwelt eher visuell, auditiv oder kinästhetisch wahrnimmt. Ob er oder sie eher dadurch motiviert ist, sich auf ein konkretes Ziel zuzubewegen oder eine bestehende Situation zu verlassen etc.

Ein aufmerksamer Coach erkennt solche typischen Unterschiede und typologischen Polaritäten und setzt diese für ein gelingendes Coaching bewusst ein. Und natürlich weiß er selbst um seine eigenen typologischen Präferenzen.

Aktives Zustandsmanagement

Gutes Coaching geht stets einher mit einem aktiven Zustandsmanagement. Um Veränderungen wirkungsvoll anzuregen, ist ein bestimmtes Maß an emotionaler Beteiligung des Klienten erforderlich. Ist der Klient zu wenig oder aber zu sehr emotional beteiligt, wird eine gewünschte Veränderung wenig Erfolg versprechend und nachhaltig sein.

Ein aufmerksamer Coach kann den aktuellen Zustand des Klienten gut einschätzen und ist in der Lage, das erforderliche Maß an emotionaler Beteiligung des Klienten gezielt zu beeinflussen, so dass der Coaching-Prozess in einer gesunden Dynamik lebendig bleibt.

Zugleich ist sich der Coach auch seines eigenen Zustands selbst bewusst. Und er steuert diesen gezielt so, dass ein Coaching im Zustand einer absichtsfreien Präsenz möglich ist. Dieses „Sich leer machen können“ des Coachs verhindert, dass der Coach – getriggert durch seinen Klienten – unbeabsichtigt in seine eigenen Filme abtaucht. Es erlaubt ihm stattdessen ganz präsent und frei von Urteilen und Bewertungen bei seinem Klienten zu verweilen. Und es ermöglicht ihm, seine eigenen Affekte, sein Berührt-sein bewusst zu erkennen. In diesem Bewusstsein um seinen eigenen Zustand bleibt der Coach handlungsfähig. Er ist damit in der Lage, das für die angestrebte Veränderung erforderliche Spannungsfeld zwischen passivem Mitschwingen und bewusstem Provozieren des Klienten herzustellen und aufrecht zu erhalten.

Bewusstsein für die Verantwortung des Coachs und des Klienten

Gutes Coaching geht auch mit einer klaren Bewusstheit einher, was in der Verantwortung des Coachs und was in der Verantwortung des Klienten liegt. Insbesondere der Coach benötigt eine eindeutige Orientierung und ein klares Verständnis seiner eigenen Verantwortung sowie jener Verantwortung, die ganz in der Hand des Klienten liegt. Vor allem muss dem Coach klar sein, wo seine Verantwortung als Coach endet und jene des Klienten beginnt. Fehlt dieses Bild, so kann es zu ungünstigen und übergriffigen Interaktionen zwischen Coach und Klient kommen, und zwar mit Auswirkungen in beide Richtungen.

Betrachten wir zunächst die Verantwortung des Coachs:

Ihm obliegt die Gestaltung des gesamten Coaching-Prozesses, u.a. verantwortet er das Setting, den Rahmen und den Ablauf des Coachings, die Gestaltung der Prozess-Dynamik, seine Interventionen etc.

Damit geht auch einher, eine tragfähige Arbeitsbeziehung zwischen ihm und dem Klienten aufzubauen und zu entwickeln, die die im Coaching angestrebten Veränderungen begünstigt.

Der Coach ist sich zudem seines eigenen Modells der Welt bewusst. Er verantwortet damit natürlich u.a. auch seine Ansichten über Coaching, den Klienten und sein Anliegen. Diese Ansichten entscheiden darüber, wie vorurteilsfrei er seinem Klienten begegnet, wie präzise er die Sprache seines Klienten aufnimmt und wie er seine eigenen Beobachtungen, Annahmen und Reflexionen sprachlich gegenüber dem Klienten äußert.

Sprache bewusst einzusetzen bedeutet für ihn u.a. auch unausgesprochene Vorannahmen offenzulegen, vermeintlich offenkundige Bedeutungen zu hinterfragen und sich der unbewussten Auswirkungen der eingesetzten Sprache bewusst zu sein.

Zudem ist er verantwortlich dafür, die möglichen Folgen und Nebenwirkungen einer angestrebten Veränderung gemeinsam mit dem Klienten zu erforschen – bevor die Veränderung initiiert wird. Aufgrund seiner Erfahrung ist der Coach oft besser in der Lage solche Folgen und Nebenwirkungen einzuschätzen als dies der Klient kann. Entsprechend klärt er den Klienten umfassend auf und gibt ihm ggf. hilfreiche „Produktinformationen“ zu eingesetzten Methoden.

Außerdem ist der Coach dafür verantwortlich, während des Coachings mit seiner ganzen Aufmerksamkeit beim Klienten zu sein. Für den Klienten ganz anwesend, präsent und „leer“ zu sein.

Entsprechend ist der Coach auch für seinen eigenen Zustand verantwortlich. Wenn er sich aktuell nicht in der Lage sieht, einen Coaching-Termin in einem aufmerksamen und klaren Zustand durchführen zu können, bringt er sich selbst in einen besseren Zustand oder verschiebt den Termin fairerweise.
Dazu gehört auch die Verantwortung für die eigene Psychohygiene sowie die regelmäßige Teilnahme an Supervisionen, die dem Coach hilft, eigene Baustellen zu erkennen und zu bearbeiten, die für seine Coaching-Arbeit hinderlich sind.

Zudem ist sich der Coach auch seiner eigenen Kompetenzen und seiner damit verbundenen Begrenzungen und Defizite bewusst. Er weiß, wo die Kompetenz-Grenzen seiner Coaching-Fähigkeiten liegen und wann er einen Klienten besser in psychotherapeutische oder andere professionelle Hände überweisen wird.

Dazu zählt auch die Verantwortung des Coachs sich klar zu machen, mit welchen Klienten er partout nicht arbeiten möchte.

In der Verantwortung des Klienten liegt in erster Linie seine Bereitschaft, sich am Coaching zu beteiligen und aktiv mitzuwirken. Schließlich bietet das Coaching einen Ort und eine Zeit, sein eigenes Anliegen oder Problem zusammen mit dem Coach betrachten und bearbeiten zu können. Der Klient ist also für seinen Wunsch und die damit verbundene Motivation, sich zu verändern, selbst verantwortlich – ebenso wie eine authentische Schilderung seines Veränderungsanliegens.

Entsprechend trägt der Klient auch die hauptsächliche Verantwortung dafür, ob und was am Ende des Coachings aus den Anregungen, Fragen und Feedbacks des Coachs an eigenen Ergebnissen und Schlussfolgerungen entstanden ist.

Und schließlich ist der Klient auch für sein eigenen Verhalten, sein Tun verantwortlich. Mit Blick auf sein Coaching-Anliegen also dafür, was er während des Coachings tut und wie er mit den im Coaching neu erlernten Erkenntnissen und Möglichkeiten in Zukunft umgeht. In dieser Hinsicht helfen auch „Hausaufgaben“ zwischen den Coaching-Sitzungen gut, sich kontinuierlich mit bestimmten Aspekten seines Anliegens zu befassen oder ausgewählte neue Verhaltensweisen zu erproben.

Wie findest du einen guten Coach?

Was bedeutet nun all dies für dich, wenn du selbst ein Anliegen hast und gerne Coaching in Anspruch nehmen möchtest? Woran kannst du einen guten Coach erkennen? Wie gelingt es dir selbst die Spreu vom Weizen zu trennen?

Ein häufiger Weg, einen Coach zu finden, führt über Freunde oder Bekannte, die einem gerne ihren eigenen oder einen ihnen bekannten Coach empfehlen. An und für sich kann dies schnell zum Ergebnis führen – kann aber auch auf den Holzweg führen. Nur weil deine Freundin toll mit dem Coach kann oder dein Kollege von ihm/ihr begeistert ist, heißt dies noch lange nicht, dass der empfohlene Coach auch gut und hilfreich für dich und dein konkretes Anliegen oder Problem sein wird. Nutze diese Empfehlungen gerne als ersten Anhaltspunkt, jedoch recherchiere darüber hinaus z.B. im Internet zu Coaches, die mit deinem Anliegen oder Problem vertraut sind oder gar darauf fokussiert sind.

Ein weiterer aufschlussreicher Anhaltspunkt sind die Internet-Auftritte der in Frage kommenden Coaches:

  • Wie professionell und fundiert wirkt die Website? Nur viele hübsche Bilder und Sprüche oder auch konkrete Informationen zum Coach und seinem Angebot?
  • Wirkt der Webauftritt eher oberflächlich und wenig aussagekräftig, wie eine Visitenkarte? Oder erfährst du ausführliche und auch persönliche Informationen zum Coach (seinen Erfahrungen, seinem persönlichen Hintergrund, seiner Lebensgeschichte, eigenen Krisen und Wendepunkten etc.) und seiner Art des Coachings (Haltung, Menschenbild, Art der Zusammenarbeit, eingesetzte Methoden, typisches Vorgehen etc.)? Kommt der Coach als Profi und als Mensch rüber?
  • Was lernst du über die Qualifikationen des Coachs? Erwähnt er seine Qualifikationen oder nicht? Ist er eher Autodidakt? Oder hat er viel Zeit in seine eigene professionelle Coaching-Ausbildung investiert? Hat er eine oder gar mehrere umfangreiche Coach-Ausbildungen erfolgreich absolviert? Hat er einen oder mehrere Abschlüsse, die von bekannten Coaching-Verbänden zertifiziert sind? Ist er vielseitig ausgebildet, am besten in mehreren zusätzlichen Ausbildungen und verschiedenen Richtungen, z.B. Hypnose, Gewaltfreie Kommunikation, Körperarbeit, Entspannungstechniken etc.?
  • Wirkt das Angebot des Coachs eher wie ein Bauchladen nach dem Motto „ich kann alles“ oder ist das Angebot auf ausgewählte Problem- oder Themenstellungen fokussiert?
  • Wie stellt der Coach die Qualität seiner Coachings sicher? Nimmt er/sie regelmäßig an Supervisionen oder Intervisionen mit anderen Coach-Kollegen teil?
  • Abschließend: Kannst du dir vorstellen, dass der Coach menschlich zu dir passt – wenn er/sie Aspekte deines Lebens bzw. deines Problems ansprechen wird, die dir äußerst unangenehm sind?

Suche nun den persönlichen Kontakt zu den für dich in Frage kommenden Coaches. Vereinbare dazu einen Termin für ein erstes Kennenlernen per Telefon oder gar per Videotelefonie (via Skype, Zoom oder Facetime etc.). Kläre für dich dabei folgende Fragen (falls nicht bereits geschehen):

  • Geht es seitens des Coaches während des Erstkontaktes in erster Linie um eine Terminabsprache, ein kurze (!) Frage zum Anliegen/Problem und organisatorische Rahmenbedingungen (z.B. Ort, Preis, Zeitrahmen für das Erst-Coaching etc.)? Oder steigt der Coach gleich während des Erstkontaktes in das Coaching ein, stellt bereits viele Fragen und gibt erste inhaltliche Rückmeldungen? Aus unserer Erfahrung würden wir den ersten Coach dem zweiten vorziehen!
  • Bewegt sich der Preis innerhalb der üblichen Branchen-Standards? Oder wirkt er übertrieben niedrig oder viel zu hoch?
  • Wirkt der Coach wie ein Quereinsteiger mit wenig oder keiner Felderfahrung zu deinem Anliegen oder Problem? Oder hast du den Eindruck, dass er vielleicht selbst bereits einer vergleichbaren Herausforderung gegenüberstand und diese gemeistert hat? Der Coach sollte erfahrungsmäßig jedenfalls weiter sein als du – oder würdest du von jemandem Schwimmen lernen wollen, der selbst noch nie im Wasser geschwommen ist?
  • Kannst du dir vorstellen, von ihm/ihr etwas für dich und dein Leben zu lernen? Und bist du bereit und in der Lage, das so Erlernte auch wirklich anzunehmen?

Wenn du ein gutes Gefühl zu einem Coach gewonnen hast, vereinbare einen Termin für ein erstes Coaching mit ihm/ihr. Lenke dabei deine Aufmerksamkeit auf folgende Fragen:

  • Ist das Setting für dich passend? Findet das Coaching in einem abgeschlossenen und geschützten Raum statt, der vor äußeren Einflüssen abgeschirmt ist (Lärm, Haustiere, Nachbarn etc.)? Fühlst du dich in diesem Raum wohl und beschützt?
  • Lädt der Coach dich erst einmal ein, umfassend über dein Anliegen bzw. Problem zu berichten? Oder unterbricht er/sie dich schnell, um seine eigenen Erfahrungen oder Gedanken zu äußern? Wie hoch ist der Zeitanteil, in welchem der Coach zuhört – und wie hoch jener Anteil, in dem der Coach spricht?
  • Stellt der Coach inspirierende und ungewohnte Fragen, die dich vielleicht zunächst einmal verwirren oder zum Nachdenken anregen? Fasst er/sie das von dir Gesagte immer wieder mal zwischendurch zusammen? Nutzt er/sie dabei deine eigenen Worte und zitiert dabei Aussagen von dir?
  • Lässt er/sie Pausen zum Nachdenken, Nachspüren – oder „muss“ der Coach reden? Verhält sich der Coach eher zurückhaltend oder treibt er/sie das Coaching-Gespräch eher voran, um möglichst schnell eine vermeintliche Lösung zu finden?
  • Wirkt der Coach in seiner Art und in seiner Funktion als Coach authentisch? Der auch lebt, was er/sie sagt (walk what you talk)? Oder wirkt er/sie eher wie ein Zirkuspferd, das während des Coachings im Rampenlicht steht, sich dann aber nach der Vorstellung gegenüber den eigenen Freunden und Bekannten ganz anders zeigt?
  • Gehst du mit neuen Gedanken oder Inspirationen, vielleicht auch mit emotionaler Verwirrung aus der ersten Coaching-Session? Das wäre ein gutes Ergebnis. Es kann auch passieren, dass du dich garnicht gut fühlst mit dem, was du in dem Coaching an neuen Erkenntnissen gewonnen hast oder womit dich der Coach konfrontiert hat. Dies muss kein Zeichen für ein schlechten Coaching sein, denn die im Coaching initiierte Veränderung erfolgt häufig unbewusst erst Tage bis Wochen und manchmal auch Monate nach dem Coaching.

Was macht eine gute Coaching-Ausbildung aus?

Coaching-Ausbildungen boomen gerade. Und vielleicht möchtest du auch eine handwerklich gute Ausbildung besuchen. Das inhaltliche Angebot und auch die Qualität der angebotenen Coaching-Ausbildungen variieren jedoch erheblich. Wie also kannst du eine wirklich gute Coaching-Ausbildung für dich finden, um selbst ein gutes Coaching-Handwerk zu erlernen?

  • Da sind zunächst einmal deine eigenen Voraussetzungen: Deine eigene persönliche Reife. Deine bisherige Praxiserfahrung bei der Arbeit mit Menschen. Bereits abgeschlossene Ausbildungen, die dich auf die Arbeit mit Menschen vorbereiten, z.B. Kommunikationstrainings, NLP-Ausbildungen oder die Prüfung zum Heilpraktiker für Psychotherapie etc. Und deine eigenen Erfahrungen mit Coaching als Klient.
  • Eine umfassende und handwerklich brauchbare Coach-Ausbildung benötigt Zeit. Zeit zum Vermitteln von Konzepten, Methoden, Vorgehensweisen etc. Zeit für das Durchführen und Reflektieren von Coachings mit anderen Teilnehmern. Zeit für den Erfahrungsaustausch in der Ausbildungsgruppe. Zeit für das Erkennen und Bearbeiten eigener Entwicklungsaufgaben etc. Aus guten Gründen sehen viele qualitativ hochwertige Coach-Curricula mindestens 250 Zeitstunden Ausbildung zuzüglich schriftlicher Abschlussarbeiten, Falldokumentationen etc. vor, bevor jemand als Coach zertifiziert wird.
  • Hinsichtlich der Zeitstruktur haben Coach-Ausbildungen, die sich über einen längeren Zeitraum hinweg auf mehrere Ausbildungsblöcke verteilen einen großen Vorteil gegenüber kompakten Coach-Ausbildungen. Denn zwischen den Blöcken bleibt meist ausreichend Zeit, das neu Erlernte zu erproben und in den eigenen Praxisalltag zu integrieren. Zu Beginn des nächsten Blocks können diese Praxiserfahrungen dann gemeinsam in der Ausbildungsgruppe reflektiert oder supervidiert werden. Davon profitieren alle Teilnehmer immens.
  • Eine gute Coach-Ausbildung zeichnet sich auch dadurch aus, dass der Anbieter das Curriculum, also die Inhalte und Methoden, die in der Ausbildung vermittelt werden, transparent macht. Bestenfalls orientiert sich der Anbieter am Curriculum z.B. eines Coaching-Verbands, welches einen hohen Ausbildungsstandard definiert und ausreichend Methodenvielfalt sicherstellt. Der Anbieter sollte dann auch in der Lage sein, einen qualifizierten Abschluss zertifizieren zu können (auch wenn nicht jeder Teilnehmer dies wünscht).
  • Im Vordergrund guter Coach-Ausbildungen steht didaktisch das „Coaching erlernen“ – und nicht das „Zertifikate erwerben“. Dazu zählt eine gute Mischung aus Themeninputs (Theorie, Methoden, Konzepte etc.), eigener Übungspraxis und Selbsterfahrung (z.B. Coachings mit anderen Teilnehmern als Klienten), regelmäßiger Reflexion/Supervision des Erlernten, Erfahrungsaustausch in der Ausbildungsgruppe, Zeiten zur Bearbeitung eigener Themen sowie Hausaufgaben für die Zwischenzeiten.
  • Eine gute Coach-Ausbildung gibt den Teilnehmern viel Raum, sich im geschützten und supervidierten Rahmen der Ausbildung in vielen eigenen Coaching-Übungen als Coaches auszuprobieren. Dies umfasst u.a. auch regelmäßige Rückmeldungen des Ausbilders zum eigenen Entwicklungsstand sowie Fall- und ggf. auch Einzel-Supervisionen der eigenen Coaching-Praxis.
  • Gute Coach-Ausbildungen werden durch qualifizierte und erfahrene Ausbilder geleitet, die selbst auf eine eigene lange Coaching-Praxis zurückgreifen können, solide ausgebildet und nur selten Autodidakten sind. Gute Ausbilder sind nicht nur fachlich und methodisch sondern sozial und emotional kompetent. Und sie sind mit ihrer ganzen Aufmerksamkeit sehr bei dem dynamischen Geschehen in der Ausbildungsgruppe. Haben die Ausbilder darüber hinaus einen therapeutischen Hintergrund kann dies für die Auszubildenden sehr hilfreich sein und ihre Coaching-Arbeit um weitere, ergänzende Blickwinkel bereichern.
  • Der Preis einer Coach-Ausbildung ist kein verlässlicher Indikator für die Qualität der angebotenen Ausbildung. Es gibt herausragende Ausbildungen, die am unteren Rand der Preise für Coach-Ausbildungen liegen, genauso wie es sehr teure Ausbildungen gibt, deren Preis-Leistungs-Verhältnis nicht stimmt.

Die meisten Anbieter bieten umfangreiche Informationen zu ihren Coach-Ausbildungen an – sei es in Prospektform oder als Online-Ausschreibung auf ihrer Website. Nutze diese Möglichkeiten, um dich rechtzeitig und ausgiebig über die Ausbildung und den Anbieter zu informieren. Und falls du noch weitere Fragen haben solltest, nimm einfach Kontakt mit dem Anbieter auf. Und: melde dich frühzeitig an. Dann weiß der Anbieter, dass es dir wirklich ernst ist, ein guter Coach zu werden (Verbindlichkeit) – und es wird wahrscheinlicher, dass die Ausbildung auch stattfinden kann.

Lust auf Systemisch-Integrales Coaching?

Du hast nun vermutlich selbst eine klarere Vorstellung davon, was gutes Coaching ausmacht, wie du gute von schlechten Coaches unterscheiden kannst und woran du eine handwerklich fundierte Coaching-Ausbildung erkennen kannst.

Falls unser Artikel dir (noch mehr) Lust gemacht hat, dich nun mit Coaching intensiver zu befassen, freuen wir uns für dich sehr. Denn: Coaching eröffnet dir – als Klient und als Coach – eine großartige Möglichkeit, mehr Wahlfreiheit in dein Leben zu bringen, dich und deine Mitmenschen besser verstehen zu können und deine Beziehungen zu anderen Menschen lebendiger gestalten. Falls du mehr darüber erfahren möchtest, kannst du folgende Möglichkeiten nutzen:

  • Mache selbst die Erfahrung und nutze ein Coaching für dich, falls du aktuell ein konkretes Anliegen oder Problem hast, welches du lösen möchtest.
  • Melde dich zu unserem Newsletter an, um über regelmäßige Termine und neue Blog-Artikel informiert zu werden.
  • Falls du mehr über den Integralen Ansatz erfahren möchtest lies gerne unseren Artikel „Was ist integral?“ und unseren Blog-Beitrag „Die Integrale Landkarte“ – oder nimm an unserem Integralen Salon teil, in dem integral interessierte Menschen regelmäßig zusammentreffen und aktuelle Themen und persönliche Situationen auf Integrale Weise erörtern.
  • Besuche einen unserer Workshops oder einen offenen Aufstellungstag.
  • Falls du dich berufen fühlst, anderen Menschen als Coach zu helfen, bewusster zu leben, wirksamer zu handeln, aktiver teilzuhaben und sinnvoller zu ihren Gemeinschaften beizutragen – dies lernst du in unserer Integrale Coaching Ausbildung.

Wir freuen uns auf dich!

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